Unser Salzkammergut
Zwischen Kunst und Klos
Erst gefragter Sanitärkeramiker, dann gefeierter Keramikkünstler und nun leidenschaftlicher Kurator des Museums für historische Sanitärobjekte: Der Gmundner Alfred „Freddie“ Zinhobl (81) kann auf ein bewegtes Leben im Dienste der Keramik blicken. Und immer hat sich alles rein zufällig ergeben. Ein Porträt über die oft unerwarteten schönen Wendungen des Schicksals.

Alfred Zinhobl mit seiner französischen Bulldogge Hugo, die das Paar vor einem Jahr aus dem Tierheim rettete.
Text: Laura Zapletal
Fotos: Thom Trauner
Müsste man Alfred Zinhobls Leben aus Keramik formen, käme ein facettenreiches Lebenswerk heraus, für das man eine ganze Menge Ton und reichlich Glasur benötigen würde. Zwei Komponenten, die er wie kein anderer beherrschte und die das Fundament seines Erfolgs waren. Der beeindruckende Lebenslauf der Keramik-Legende ist heute nicht zuletzt an jeder Ecke von Gmunden deutlich zu spüren. Das merken wir auch, als wir uns an einem sonnigen Montag auf den Weg zu Alfred und Maria Zinhobls Haus über die Traunbrücke machen und den Graben passieren, wo einst das Künstleratelier der Zinhobls beheimatet war, das Trauntor durchqueren, an dem das von ihm restaurierte Stadtwappen thront, und am Kammerhof Museum mit dem legendären Klomuseum vorbeifahren, in dem er als Kurator die Führungen macht. Als wir das ehemalige Sanitärkeramikunternehmen ÖSPAG und heutige Laufen-Werk, wo alles recht zufällig begann, im Rückspiegel hinter uns lassen, eröffnet sich vor uns bereits das schmucke Häuschen der Zinhobls, das mit keramischen Kunstwerken vor der Haustüre bereits darauf einstimmt, was uns im Garten erwartet: Eine grüne Lunge voller verborgener Schätze – und mittendrin Alfred Zinhobl, der uns bei Kaffee erzählt, dass er eigentlich nie Keramiker werden wollte, wie er hochrangigen Unternehmen und dem Who‘s who der Kunst-und Keramikszene seit jeher aus der Patsche half und warum sein Leben eher zufällig als geplant verlief.

Herr Zinhobl, Ihre Wege in die Keramik waren, wie man hört, alles andere als geebnet, sondern haben sich vielmehr zufällig ergeben. Wie sind Sie zu der Keramiklehre schlussendlich gekommen?
Alfred Zinhobl: Auslöser war die Berufsberatung. Ursprünglich wollte ich eigentlich in die Technik gehen, doch dann hat man bei mir eine kreative Veranlagung festgestellt. Damals schlug man mir vor, als Modellier oder Keramiker anzufangen. Meine Eltern waren zunächst alles andere als begeistert (lacht). Als meine Mutter dann erfuhr, dass sie bei der ÖSPAG in Gmunden noch Lehrbuben suchen, habe ich mich sofort beworben. Und so bin ich in der Sanitärkeramik gelandet. Ich habe in der Gießerei begonnen und schon mit 16 Jahren ins Labor gewechselt, wo ich für die Glasuren zuständig war.

Liebe auf den zweiten Blick.
Zunächst war Alfred Zinhobls Fisch ein Ladenhüter – bis er ihn am Gmundner Stadtplatz Wasser spucken ließ. Am Ende des Tages hatte er fünf neue Besitzer.
Der ÖSPAG, die 1967 mit der Schweizer Laufen-Gruppe zusammengeführt wurde, sind Sie bis zur Pension treu geblieben. Wie sind Sie in weiterer Folge zum Kunsthandwerk gekommen?
Das hat sich ebenfalls sehr zufällig ergeben. Unser damaliger Betriebsleiter Fritz Lischka war gleichzeitig auch ein Absolvent der Kunstakademie Wien. Wie so viele in der Kunst, suchte auch er in der Industrie sein sicheres Einkommen. Er erkannte schnell mein keramisches Talent, und als sein Schulfreund und Künstlerkollege Professor Kurt Ohnsorg ihn fragte, ob er einen Auftrag für die Kunstakademie Wien in der ÖSPAG umsetzen könnte, durfte ich ihm zur Hand gehen. Das war meine erste Berührung mit der Kunst.

Der pensionierte Keramiker im Gespräch mit Redakteurin Laura Zapletal.
„Meine Eltern waren von meinem Entschluss, Keramiker zu werden, zunächst alles andere als begeistert.“

Und wie ging es dann weiter?
Nachdem unser damaliger Direktor verstarb, übernahm Fritz Lischka die Position und rief in weiterer Folge gemeinsam mit Kurt Ohnsorg das internationale „Keramiksymposium Gmunden“ ins Leben. Von da an gingen neben Sanitärkeramikern auch Goldschmiede, Steinmetze und zahlreiche Künstler in der ÖSPAG ein und aus. Nicht unoft prallten dabei zwei Welten aufeinander. Man muss sich vorstellen: Ein Sanitärkeramiker achtet in der Herstellung darauf, ein unverwüstliches Alltagsprodukt herzustellen. Und dann kommt ein Künstler, stellt drei rohe Waschbecken nebeneinander und schießt mit dem Luftdruckgewehr durch und macht aus den scharfkantigen Scherben ein Kunstwerk. Das war ein ganz anderer Denkansatz, hätten wir das gemacht, wäre uns das ohne Weiteres vom Lohn abgezogen worden (lacht). Im Zuge dessen sind zahlreiche Kunstwerke für das Symposium entstanden. Ich war damals für die Glasuren zuständig und durfte mich hier kreativ austoben. Das war eine Sensation, denn früher hatte eine Glasur weiß zu sein und musste glänzen. Und plötzlich durfte sie Krater haben, die wildesten Farben und und und. In dieser Zeit habe ich an die 300 Glasuren kreiert.
... die ganze Story finden Sie im Magazin UNSER SALZKAMMERGUT Sommer 2023.