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  • AutorenbildUnser Salzkammergut

Wunderkammer, Werkstatt, Seelenfrieden!

In einer kleinen Werkstatt in Gmunden werden historische Kacheln – von der Renaissancezeit bis ins 20. Jahrhundert – Stück für Stück rekonstruiert und auf traditionelle Weise wiederhergestellt. Die Kachelöfen von Robert Hellmeier sind Gesamtkunstwerke, Handarbeit auf höchstem Niveau. Ein Werkstattbesuch …



Wir haben Glück. Es regnet nicht. Noch nicht. Ein Nachmittag im Oktober, an dem die Bäume schräge Schatten auf den mit Laub übersäten Rasen werfen. Um das Gartentor zu öffnen, muss ich mich bücken. Der Garten, den wir betreten, bildet mit dem wunderschönen, in die Jahre gekommenen Steinbau eine Einheit. Ein Gemüsebeet im Vorgarten hält noch eine letzte bescheidene Ernte bereit und in dem kleinen Brunnen daneben ist es still geworden.

Ein Märchenhaus

Es dauert einen Moment, nachdem wir den Metallklopfer am Eingangstor betätigt haben, bis uns ein großer, grauhaariger Mann in blauer Arbeitsschürze öffnet. Robert Hellmeier führt uns durch die Hintertür in einen prachtvollen, über die Jahrzehnte gewachsenen Garten. Hier hatte der Großvater der Lebensgefährtin Hellmeiers bereits eine Werkstatt als Kunstschmied. Der großzügige Schuppen war einst ein Stall für ein paar Kühe und Schweine und beherbergt jetzt einen Brennofen für Keramik.


Robert Hellmeier nennt seine Werkstatt liebevoll seine Wunderkammer.


Am Weg zurück ins Haus, wo sich die Hafner-Werkstatt im Erdgeschoss befindet, erzählt uns der Hausherr von den schönen Festen, die hier im Sommer unter den Obstbäumen stattfinden. Und von den Blumen und vom Gemüse, das die Großmutter und die Tante seiner Partnerin hier früher angebaut und am Markt in Gmunden verkauft haben.

Das Haus ist das Elternhaus der Lebensgefährtin und wurde um 1800 angekauft. Schon damals ein „Altbau“, denn bereits im Jahre 1750 gehörte der alte Steinbau zum nahe gelegenen Schloss Weyer und diente als Försterhaus. Um in die Werkstatt zu gelangen, müssen wir uns unter den niedrigen Türstöcken bücken. Hellmeier ermahnt uns freundlich: „Passt‘s auf eure Köpf‘ auf!“ Mit dem Eintritt in die Werkstatt tauchen wir ein in eine ganz eigene, kleine, heile Welt, die einem fast unwirklich erscheint. Das Pendel einer alten Wanduhr tickt und im Hintergrund hört man eine Arie, gesungen von Anna Netrebko. Im gusseisernen Ofen, neben dem Sofa, lodert ein Feuer.

Das Rekonstruieren jeder einzelnen Kachel bedarf oft tagelanger Arbeit.


Werkstatt-Idylle

„Es vergeht eigentlich kein Tag, an dem ich nicht in meine Werkstatt gehe“, erzählt uns Robert Hellmeier und fügt hinzu: „Sofern ich nicht unterwegs oder auf Reisen bin.“ Auch am 24. Dezember werde jedes Jahr nach der Weihnachtsfeier im Familienkreis von Hellmeier in der Werkstatt feierlich eine Kerze angezündet und nach alter Tradition eine Ofenkachel gefertigt, die dann signiert werde. Zu diesem Ritual wird eine Zigarre geraucht und ein Stamperl Schnaps getrunken, schildert Hellmeier fast ein bisschen andächtig.

Der Künstler entschuldigt sich, dass er nicht zusammengeräumt hat, aber alles habe da eben seinen Platz auf engstem Raum. Alles, was hier steht, liegt, an der Wand hängt oder lehnt, hat über die letzten 40 Jahre seinen fixen Platz gefunden. Wie etwa die Teekanne aus dem Himalaja, welche am gusseisernen Ofen steht, oder die kleine handgenähte Puppe, die vom Bruder aus Peru mitgebracht wurde und seither aus einem Mauerloch lugt, das eigentlich für eine Steckdose vorgesehen war. Und obwohl Hellmeier noch nie etwas für ausgestopfte Tiere übrig hatte, befindet sich doch ein ebensolcher Buntspecht an der Wand. Der wurde beim alljährlichen Eisstockschießen im Garten gefunden, nachdem er gegen das Fenster geflogen war. Behutsam aufgehoben und sorgsam präpariert, hat auch er seinen Platz in der Werkstatt gefunden.




Kunstvolle Kacheln

Zudem zieren kleine Werkstücke aus der Zeit seines Unterrichts die Regale. Robert Hellmeier war jahrzehntelang Werklehrer in der Hauptschule in Vorch- dorf. Die vielen grünen Keramikäpfel in der Schale auf seinem Werktisch hätte er schon unzählige Male verkaufen können, lacht der ehemalige Lehrer. Doch das und einige andere Erinnerungsstücke wie die ägyptischen Urnen, die dazu gedient haben, den Kindern die Zeit- epoche der Pharaonen näherzubringen, seien ganz besondere Herzensstücke, die ihn an seine Schüler erinnern.


Hellmeier verstand es, den Unterricht lebendig zu gestalten, ließ die Kinder frei mit Materialien experimentieren und erzählt begeistert, wie manche seiner Schüler ihn sogar in ihrer Freizeit in der Werkstatt aufgesucht haben, um gemeinsam kreativ zu sein. „Tolle Sachen sind da entstanden, Vasen, kunstvolle Schalen, Blumen, liebevoll gefertigte und einzigartige Dinge“, erzählt Hellmeier und fährt fort: „Ein Lehrerkollege von mir hatte damals einen Ofenhandel mit alten Kachelöfen. Für ihn habe ich also angefangen, alte Kacheln zu restaurieren“, erinnert sich Hellmeier.


Die Werkstatt Hellmeiers ist ein kreativer Querschnitt der letzten 40 Jahre.



Lesen Sie die ganze Geschichte in der Winterausgabe von "Unser Salzkammergut"...

Text: Zivana de Kozierowski

Fotos: Monika Löff

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