Unser Salzkammergut
"Wir waren immer ein sehr offenes Haus!"
Die 130 Jahre alte Villa Polese in Unterach am Attersee steckt voller Geschichten und Leben. Wenn das Sonnenlicht magisch durch die alten Butzenscheiben in den Salon fällt und die alte Holzstiege charmant knarzt – die Besitzerin Sonja Polese kennt hier jede Ecke und weiß viel zu erzählen. Ein Hausbesuch.

Es ist ein ruhiger Montagnachmittag in der Vorsaison, an dem ich das Ufer in Unterach
entlangfahre, auf der Suche nach einem Haus, das ich nur von einer alten Schwarz-Weiß-Fotografie kenne. Die Villa steht direkt am Wasser. Ich gehe durch den Garten, vorbei an den Pfingstrosen, die kurz vor der Blüte stehen. Die verspielte Holzfassade
mit den Schnitzereien im Salzkammergutstil sieht aus wie auf dem Foto. Auf
der Sitzgarnitur vor der Villa reckt sich ein großer, getigerter Kater und genießt
sichtlich die Sonne.
Da kommt mir auch schon die Dame des Hauses entgegen: eine zierliche, sehr
junggebliebene Frau mit langen blonden Haaren. Sie trägt eine zinnoberrote Bluse
und bittet mich in den Wintergarten. Wir nehmen auf antiken, neu bezogenen Biedermeier-Sofas Platz und trinken einen Espresso. An der Wand hängen ein paar
Strohhüte und schmücken den Raum. Ein Gefühl von Sommerfrische pur!
Über die Polese-Bar spricht man heute noch
Diese Villa ist seit mittlerweile 40 Jahren der Lebensmittelpunkt von Sonja Polese. Anfang der 1980er-Jahre lernt sie den Besitzer der Villa, Tasso Polese, ihren verstorbenen Mann, kennen. Tasso Polese führte mit seinem Bruder während
ihrer Studienzeit in den 1960er-Jahren das Haus als Pension. „Die Großmutter
war der Küchenchef, sie hat gekocht und die ‚Buben‘ haben serviert, die Zimmer
gemacht und die damals sehr populäre ‚Polese Bar‘ geführt. Sogar Heinz Conrads
war hier regelmäßig zu Gast. Mit dieser Pension haben die Brüder Polese
ihr Studium finanziert. Bis in die frühen 1970er-Jahre wurde das Haus so
geführt“, erzählt die Besitzerin. Oft sei es die ganze Nacht durchgegangen und die beiden Studenten mussten dann am Morgen gleich wieder in die Küche das
Frühstück zubereiten.
So wurde damals der Wintergarten zu einem Speisesaal umgebaut und das Haus im Stil der 1960er-Jahre erneuert. Nach gut drei Jahrzehnten hat das Ehepaar Polese die Veranda und die Fassade nach einem alten Stich wieder in den ursprünglichen Zustand zurückgebaut. „Damals hatte man leider kein Gespür für die alte Substanz. Details, die den Charme des Hauses ausmachten, wurden abgerissen“, erinnert sich die Villenbesitzerin. Später wurde dann eine Bodenheizung verlegt und das Sommerfrischedomizil winterfest gemacht.
„Wir begannen dann, ab und an hier für die Öffentlichkeit Jazzkonzerte, klassische Konzerte und Lesungen zu organisieren. Nach dem Tod meines Mannes
2014 habe ich mich schließlich auf Lesungen und Märchenerzählstunden
beschränkt“, verrät uns Sonja Polese. Rauhnacht-Märchen im Winter, Geschichten
mit Bezug zum See oder zur Fischerei im Sommer. Die nächste Veranstaltung,
so Polese, sei für diesen Juni geplant.
Lassen Sie sich inspirieren!
Die ganze Geschichte lesen Sie jetzt in der aktuellen Ausgabe.
Text: Zivana de Kozierowski Fotos: Mona Lorenz
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