Unser Salzkammergut
„Oberösterreichs Kulturlandschaft ist außergewöhnlich reichhaltig“
Kulturelle Ziele, regionale Belebung und die Ausstellung „DIRNDL – Tradition goes
Fashion“ – Alfred Weidinger, der neue Direktor der OÖ Landes-Kultur GmbH im Talk.

Albertina, Galerie Belvedere und das Museum der bildenden Künste in Leipzig –
nach unzähligen Erfahrungen in der nationalen und internationalen Kunstszene entschied sich Alfred Weidinger im Jahr 2020, die Direktion der OÖ Landes-Kultur GmbH
zu übernehmen. Wir sprachen mit dem renommierten Kunsthistoriker und Museumsmanager aus Seewalchen am Attersee über sein Schaffen in der oberösterreichischen Kulturlandschaft.
Herr Weidinger, was schätzen Sie an Oberösterreichs Kunst und Kultur?
Am meisten schätze ich, dass es so viel zu schätzen gibt! Die oberösterreichische
Kulturlandschaft ist außergewöhnlich reichhaltig und vielfältig. Dadurch können die interdisziplinär aufgestellten Museen der OÖ Landes-Kultur GmbH aus einer nahezu unerschöpflichen Quelle an Themen schöpfen.
Wieso ist Ihnen als Direktor der OÖ Landes-Kultur GmbH die Belebung der Regionen ein Anliegen?
Bislang waren kulturelle Angebote vor allem in Städten vorhanden. Viele unserer regionalen Themen sind dadurch entweder zu kurz gekommen oder konnten nicht ortsgebunden gezeigt werden. Aber mit der Veränderung des Mobilitäts- und Informationsverhaltens hat eine Entwicklung in Richtung ländlicher Regionen eingesetzt. Wir sind heute unabhängiger von den urbanen Infrastrukturen und wer kann, entscheidet sich nicht selten für ein Leben außerhalb der Städte. So kommt nicht nur kreatives Potenzial in die Regionen, sondern auch der Anspruch auf ein entsprechendes
Angebot. Ich sehe unsere Aufgabe darin, einen facettenreichen und qualitativen Beitrag zu leisten, der dem kulturellen Reichtum Oberösterreichs gerecht wird und alle Regionen erreicht.
Ab 19. Juni kann man die Ausstellung „DIRNDL – Tradition goes Fashion“ im
Marmorschlössl in Bad Ischl besuchen. Was hat Sie dazu bewogen, dem Dirndl eine eigene Ausstellung zu widmen?
Weil das Dirndl sich durch eine lebhafte identitätsstiftende Tradition auszeichnet. Schließlich haben wir als Landeskulturinstitution auch die Aufgabe, das Bewusstsein für die Kulturgeschichte unserer Heimat zu pflegen. Wir haben festgestellt, dass dieses weltbekannte Kleidungsstück bislang kaum in Museen gewürdigt wurde, obwohl die wechselhafte Geschichte erzählenswert ist. Mir ist kein Kleidungsstück bekannt, das anschaulicher zeigt, wie aktuell Tradition sein kann – seit über 100 Jahren! Darum sagen wir dem Dirndl eine prächtige Zukunft voraus, wenn es sich weiter kreativ und frei entfalten darf. Unsere Ausstellung liefert dafür einige Vorbilder.
Welche Highlights erwarten die Besucher in der Ausstellung?
Wer sich für Mode interessiert, der wird sich nicht entscheiden können, was spannender ist: das wohl älteste Dirndl aus den 1830er-Jahren, die Haute Couture von Susanne Bisovsky oder die unkonventionellen Kleider von Andreas Kronthaler und der Ikone des Punk, Vivienne Westwood. Aber auch die Geschichte des Dirndls vom Arbeitsgewand über seine Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten bis zum „It-Piece“ für das Oktoberfest aus aller Welt hält einige Entdeckungen bereit.
Was macht das Marmorschlössl Bad Ischl zu einer so besonderen Location?
Das kaiserliche Cottage ist ein außergewöhnliches Architekturjuwel im Salzkammergut und wird in erster Linie mit Kaiserin Elisabeth verbunden. Hier schrieb sie Gedichte, konzipierte Reisen – und trug Dirndl. Mir fällt kein idealerer Ort ein, um die Ausstellung zu zeigen.
Fotos: Michael Maritsch
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