Unser Salzkammergut
Neuauflage Kurdirektion
In der Nähe des Bad Ischler Bahnhofs, im „Pavillon der Kurdirektion“, überrascht seit Kurzem eine Buchhandlung mit einem Eventkonzept, das man in der beschaulichen Kaiserstadt nicht erwarten würde. Außerdem wurde das architektonische Schmuckstück aus den 1950er-Jahren mit klassischen Mid-Century-Möbeln ausgestattet und mit anspruchsvoller Literatur bestückt. Kaufen kann man beides ... und nebenbei auch einen Cappuccino trinken.

Der grüne Schreibtisch stammt aus dem Wilhelminenspital in Wien, ein ehemaliger Arztschreibtisch, der in den 50er- und 60er-Jahren in Massenproduktion gefertigt wurde.
Text: Zivana de Kozierowski
Fotos: Elisabeth Maria Brandstetter
Gleich gegenüber der Ischler „Salzkammergut Therme“, auch bekannt als das von Clemens Holzmeister errichtete „Kurmittelhaus“, befindet sich seit Mitte des letzten Jahrhunderts ein ganz besonderer Bau. 1954 errichtet, war in diesem denkmalgeschützten Gebäude die Bad Ischler Kurverwaltung untergebracht, bis diese 2008 in die ebenso denkmalgeschützte Trinkhalle, gut 200 Meter weiter, übersiedelte. Seither stand das von Heinz Karbus, einem Schüler des renommierten Wiener Architekten Oswald Haerdtl, geplante Gebäude leer.

BUCHTIPP:
Preis der Leipziger Buchmesse 2023
„Unser Deutschlandmärchen“
Roman, mikrotext-Verlag,
216 Seiten, Hardcover,
ISBN 978-3-948631-16-1, € 25
Was ist zu erwarten, wenn ein Sohn türkischer Eltern, die als Gastarbeiter nach Deutschland kamen, ein Buch mit dem Titel „Unser Deutschlandmärchen“ veröffentlicht? Eine Geschichte vom Ankommen gegen alle Widerstände? Eine skeptische Bestandsaufnahme? Eine Liebeserklärung vielleicht, eine zornige Abrechnung oder eine sentimentale Familiengeschichte? Dinçer Güçyeter zieht allen Erwartungen den Teppich unter den Füßen weg und veröffentlicht einen in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Roman. Sehr persönlich und immer wieder überraschend im Wechsel der Tonlagen erzählt er vom Aufwachsen mit widersprüchlichen Regelsystemen, vom Finden der eigenen Sprache, von der generationsübergreifenden Suche nach Heimat und vom Überschreiten der Grenzen von Herkunft, Klasse und Geschlechterrolle.
Der Raum riecht noch nach frisch bearbeitetem Holz, als wir den Pavillon in der Bahnhofstraße betreten. Die Tribüne an der einen Seite wurde in den vergangenen Tagen frisch gezimmert: Eine kleine Plattform, die für Events, wie Lesungen oder Musikveranstaltungen, Platz bietet. Ein besonderer Blickfang ist zudem das vom Boden bis zur Decke reichende Keramikmosaik des Bad Ischler Bildhauers Hannes Haslecker im Inneren des Gebäudes, das die historische Entwicklung des Bade- und Kurortes zeigt.
Hinter diesem neuen Kulturprojekt steht ein Ischler, der rund 30 Jahre in Wien gelebt hat. Dort gründete Alexander de Goederen das Indie-Label „Trost Records“ (1990) und später den Musik- und Buchverlag „plag dich nicht“. Außerdem war er rund 20 Jahre im Buchhandel tätig und leitet u.a. die internationale Buchhandlung am Trattnerhof.

De Goederen ist ein Macher, er bringt gerne Dinge in Gang: Die Gründung des Veranstaltungslokals „Fluc“ am Wiener Praterstern geht ebenfalls auf seine Rechnung. Und auch für Architektur hat der Bad Ischler eine Schwäche. Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt sorgte er mit dem Kauf der bekannten Villa Blumenthal, ein über 100 Jahre alter, spektakulärer Holzbau, für einiges Aufsehen.


„Bereits vor 30 Jahren haben Alexander de Goederen und ich von einer gemeinsamen Buchhandlung gesprochen. Wir haben uns einige Jahre aus den Augen verloren, dann wieder getroffen und jetzt arbeite ich in Teilzeit in der Buchhandlung mit.“
Tanja Cerwenka, Angestellte und Grafikdesignerin
...die ganze Story finden Sie im Magazin und online.