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  • AutorenbildUnser Salzkammergut

Herzerwärmende antike Stücke

Der Antiquitätenhändler und Restaurator Roland Leitner entdeckte vor Jahren in Deutschland zufällig einen Kachelofen der ehemaligen Schleiss Werkstätte aus Gmunden. Damals war ihm nicht klar, welchen Schatz er gefunden hatte. Doch seither sammelt und restauriert er die seltenen Jugendstil-Kunstwerke aus dem Salzkammergut. Wir haben uns diese Raritäten genauer angesehen …



Text: Zivana de Kozierowski     Fotos: Elisabeth Maria Brandstetter


Ein Sammelsurium. Aber ein kostbares. Das ist der erste Gedanke, wenn man die Werkstätte des Keramiksammlers aus Lambach betritt. Ein kostbares Sammelsurium an Dingen, das Roland Leitner bei seiner Suche nach Kunststücken der Zierkeramikkünstler des frühen 20. Jahrhunderts quasi in den Schoß gefallen ist. An der Wand hängen vergoldete Bilderrahmen aus verschiedenen Stilepochen, in den Regalen und am Fenstersims lehnen Keramikbüsten, einzelne Kacheln und dekoratives Allerlei dicht an dicht – dazwischen Farben und Pinsel. 


„Meine Werkstatt ... das ist ein Spiegel meiner Leidenschaft für schöne Dinge mit Geschichte“, so der Möbelrestaurator und Kunstsammler. Dabei räumt er einzelne, bunt glasierte Kacheln zur Seite, um ein paar Skizzen auf seinem Arbeitstisch auszubreiten: „Meist gibt es da, wo ich auf einen Künstlerofen stoße, auch andere schöne Gegenstände aus der Zeit von 1900 bis 1925.“ Jene Zeit also, für die sich Leitner besonders begeistern kann. 





Die Skizzen, die er auf den Tisch legt, sind fast 100 Jahre alte Entwürfe von Öfen namhafter Künstler, die Kacheln meist verziert mit dekorativen wie auch floralen Mustern. Bunte, fröhliche Jagdmotive, Blumenornamente, Wald-, Berg- und Seeszenen, die an frühere Zeiten im Salzkammergut erinnern und an die Sommerfrische des letzten Jahrhunderts denken lassen.


Eine Zeit, in der Franz Schleiss II., ein äußerst talentierter Keramikmeister, gemeinsam mit seiner Frau Emilie, einer Bildhauerin, den väterlichen Betrieb übernahm. 1909 gründete er die „Werkstätten für Ofenkeramik“. Später änderte sich der Firmenwortlaut auf „Gmundner Keramik Gesellschaft m.b.H.“ In dieser Zeit entstanden hier nicht nur kunstvolle Öfen im Jugendstil, sondern auch viele dekorative und äußerst künstlerische Figuren sowie Gebrauchskeramik. 




Entwürfe namhafter Künstler

„Es war ein Aufeinandertreffen von international renommierten Künstlern hier im Salzkammergut und dem Jugendstil in seiner Hochblüte. Schleiss hatte sehr gute Leute an der Hand, die für die Keramikwerkstätte designten“, erzählt Leitner. Namhafte Künstler wie Vally Wieselthier, Robert Obsieger, Bertold Löffler, Michael Powolny, Dagobert Peche, Ernst Huber, Hertha Bucher oder Franz von Zülow kamen damals in die Traunseestadt, um Entwürfe für die Keramikwerkstatt Schleiss zu fertigen.


Die Skizzen für die Öfen wurden damals in Mappen zusammengestellt, um Interessenten einen Überblick über die neuesten Entwürfe und deren Designer zu vermitteln.

„Heute ist eine solche Entwurfszeichnung maßgeblich, um einen angemessenen Preis für einen Künstlerofen zu erzielen. Das ist oft gar nicht so einfach, dass man von allen Künstleröfen auch die originalen Entwürfe findet“, erklärt Leitner. Mit etwas Glück würde man eine Mappe wie diese auf Flohmärkten finden, in den seltensten Fällen jedoch vollständig, bedauert der Sammler.


Kunstsammeln als Detektivarbeit 

Dass Roland Leitner einer der wenigen oder vielleicht sogar der einzige Sammler der bekannten Schleiss-Künstleröfen weit und breit ist, verwundert nicht. Denn es ist mühsam. Allein schon das Auffinden eines Ofens dieser Herkunft ist vergleichbar mit der Suche einer Stecknadel im Heuhaufen. Und ist man letztlich einem dieser Objekte auf der Spur, so ist es fraglich, wie viele der Einzelteile bzw. Kacheln überhaupt noch vorhanden sind und in welchem Zustand. „Findet man davon auch noch die Originalentwürfe, ist das dann wie ein Lottosechser“, zieht Leitner den Vergleich. 

Auch mit der Restaurierung und Wiederherstellung dieser Jugendstil-Kunstwerke hat sich Roland Leitner in den letzten Jahren intensiv auseinandergesetzt. Mittels Spezialkleber und anhand traditioneller Renovierungstechniken werden die Kacheln geklebt, erneut glasiert und dann gebrannt. So können vorhandene Schäden gut überarbeitet und oftmals einwandfrei behoben werden, erklärt Leitner. Hier arbeitet der Keramiksammler mit einem Keramiker zusammen, dessen Großvater in der Schleiss Werkstatt Lehrling war. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Wenn man nicht weiß, welche der Kacheln erneuert wurden, kann man den Unterschied kaum erkennen.





Wir fahren in den Schauraum, nur wenige Autominuten von der Werkstatt entfernt, ebenfalls in Lambach, im Innenhof eines ehemaligen Schlachthofs gelegen. Hier hat Roland Leitner etwa die Hälfte seiner Sammlung von gut 25 Öfen auf etwa 100 Quadratmetern Fläche in mühseliger Arbeit aufgestellt. Nicht alle Stücke stammen aus der Schleiss Werkstatt des frühen 20. Jahrhunderts. Auch einige Unikate aus Barock, Biedermeier, Empire und dem ausgehenden Josephinismus sind darunter. 


Kostbare Scherbenhaufen

„Der Zustand dieses josephinischen Ofens mit diesem einzigartigen Blau, dessen Ursprung um 1780 liegt, war katastrophal. Ein einziger Scherbenhaufen! Die Einzelteile fand ich am Boden einer Wiener Stadtwohnung. Bei der Renovierung des Ofens musste ich feststellen, dass einige Teile fehlten, und so habe ich über zwei Jahre immer wieder daran gearbeitet, bis dieser Ofen wiederhergestellt war.“ Ob und was genau an Teilen fehlte, ließ sich schließlich erst beim Zusammensetzen der Einzelteile feststellen. Da Blau damals als teuerste Farbe galt, gab es auch wenige Kacheln dieser Art, so der Kunstsammler. 


"Die Künstler haben damals gegen Kost und Logis hier im Salzkammergut Entwürfe gemacht. Verdient haben sie erst bei der Vervielfältigung des Ofens.“ - Roland Leitner

„Der gesamte Prozess vom Aufstöbern eines Ofens bis zur Renovierung und Wiederinstandsetzung kann also schon einige Zeit dauern“, betont Leitner. Er geht auf einen anderen, rund geformten Ofen mit lieblich gemalten Motiven zu und erzählt, wie er diesen Schleiss-Ofen vor einigen Jahren als seinen ersten Künstlerofen in Deutschland gekauft und anschließend weit unter seinem Wert weiterverkauft hat. Damals wusste er noch nicht, um welchen Schatz es sich dabei eigentlich handelte. 


„Dieser Künstlerofen könnte ein Entwurf von Ernst Huber oder von Franz von Zülow sein, beides bekannte österreichische Maler, die auch für die Familie Schleiss Entwürfe gefertigt haben“, erzählt Leitner. Am Ende wurde schließlich doch noch alles gut. Denn in der Zwischenzeit ist es ihm gelungen, diesen Ofen vom damaligen Käufer wieder zurückzukaufen. „Erst da habe ich erkannt, wie schwierig es ist, Künstlerofen dieser Art zu finden, und wie selten solche Exponate auf den Markt kommen.“ 


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