Unser Salzkammergut
Drahtseiltanz am Fels
Über steile Felsstufen und ausgesetzte Grate: Am Klettersteig lässt sich die wilde Welt der Felsen für Freunde der Bergwelt gut gesichert erleben. In ihrem Buch „Drahtseiltanz am Fels“ (Bergwelten Verlag) zeigen die Autoren Uwe Grinzinger und Werner Meisinger „die schönsten 50 Klettersteige Österreichs“ auf. Zwei davon aus dem Salzkammergut können Sie auf den nächsten Seiten mit uns erklimmen.

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Ihrer Anziehungskraft nach zu urteilen, könnte man meinen, die stählernen Seile seien magnetisch. Was 1843 mit dem ersten Klettersteig der Alpen am Dachstein begann, zieht heute immer mehr Menschen in die Berge – auf der Suche nach dem Abenteuer, der Auslotung der eigenen Grenzen und einem Lebensgefühl, von dem sich im Tal nur träumen lässt. Die steilen, ausgesetzten Aufstiege fordern nicht nur körperlich heraus, sondern ermöglichen, im unwegsamen Gelände unterwegs zu sein, atemberaubende Perspektiven zu erhaschen und die alpine Welt von einer neuen Seite zu entdecken.
Die 50 Klettersteige, die die Autoren Uwe Grinzinger und Werner Meisinger in ihrem Buch „Drahtseiltanz am Fels – Die 50 schönsten Klettersteige Österreichs“ aufzeigen, bilden die gesamte Bandbreite der Schwierigkeitsskala ab – vom gemütlichen Eisenweg bis hin zur ultimativen Herausforderung. Dabei findet man in vier Kapitel gegliedert Klettersteige für Einsteiger, Genießer, Fortgeschrittene und Experten. Zudem gibt eine genaue Einstufung nach Kondition, Kraft, Technik und Erlebnis wertvolle Hilfe bei der Tourenwahl und auch Angaben zu Anreise, Einkehr, Zustieg, Abstieg und Notausstiegen werden dargestellt. Eindeutige, einheitliche Topos (Skizzen des Klettersteigs) erlauben eine sorgfältige Planung, starke Panoramafotos und interessante Detailbilder runden den fast 300-seitigen Text-/Bildband ab.
Am Beginn des Buches findet man eine übersichtliche Karte mit mehr als 50 Klettersteigen in Österreich und Umgebung. Weiters werden sämtliche Fragen rund um Klettersteige und zehn Dos und Dont’s am Klettersteig aufgezeigt.
5 Fragen, 5 Antworten
aus dem Buch „Drahtseiltanz am Fels“
Was ist ein Klettersteig?
Obwohl es „Klettersteig“ heißt, sollte man sich keinen bequemen Steig vorstellen. Auf Klettersteigen erklimmt man senkrechte Felswände, balanciert über ausgesetzte Gratzacken oder turnt durch tosende Klammen. Dabei dient ein fingerdickes, fix am Felsen montiertes Stahlseil zur Sicherung – aber auch zur Fortbewegung, ebenso wie Eisenklammern, Trittstifte oder Leitern. Manchmal sind zusätzlich Actionelemente eingebaut, wie etwa Seilbrücken. Klettersteiggehen ist aber viel mehr als nur die Grauzone zwischen Wandern und „richtigem“ Klettern. Es hat sich längst zur eigenständigen Bergsportdisziplin gemausert, die viele begeisterte Anhänger findet. Über 500 Eisenwege in Österreich beziehungsweise mehr als 1.000 in den Alpen beweisen das.
Wann darf man sich an einen Klettersteig heranwagen?
Wenn man mit der Klettersteigausrüstung korrekt umgehen kann. Denn die Eintrittshürde in puncto Sicherungs-Know-how ist bei Klettersteigen niedrig, aber nicht null. Zudem müssen die körperlichen Voraussetzungen stimmen: Trittsicherheit und Beweglichkeit helfen immer. Mancher Steig erfordert auch einiges an Mut, wegen der Ausgesetztheit. Hier gibt es große persönliche Unterschiede: Was dem einen ein wohliges Kribbeln bereitet, führt beim anderen zur Schockstarre. Die gute Nachricht: Die Abgebrühtheit gegenüber dem Blick „ins Bodenlose“ lässt sich üblicherweise trainieren. Durch langsames Herantasten an immer luftigere Steige tritt ein Gewöhnungseffekt ein – die Schwindelfreiheit.
Erste Schritte am Drahtseil?
Am besten vertraut man sich für die ersten Schritte am Drahtseil Profis an. Das kann ein kompetenter Bekannter sein oder ein Bergführer. Wertvoll sind auch Klettersteigkurse von alpinen Vereinen oder Bergsteigerschulen. Hier lernt man die Ausrüstung kennen, übt die Sicherungstechnik und wird so an das eigenständige Begehen von Klettersteigen herangeführt.
Wie sichere ich mich am Klettersteig?
Am Stahlseil klinkt man die beiden Klettersteigkarabiner ein und führt sie mit der Hand mit. Alle paar Meter ist das Stahlseil fix im Fels verankert. An so einem Ankerpunkt muss man die Karabiner umhängen. Und zwar stets einen nach dem anderen, damit man zumindest immer mit einem Karabiner gesichert ist.
Wo werden die meisten Fehler gemacht?
Vermutlich schon zu Hause, bei der Tourenplanung. Denn Selbstüberschätzung ist der Humus, auf dem die meisten Notsituationen gedeihen. Schließlich muss die Bergrettung heutzutage vor allem wegen sogenannter Blockaden auf Klettersteige ausrücken. Das heißt, jemand kommt wegen körperlicher oder mentaler Überforderung einfach nicht mehr weiter. Rien ne va plus.
Laserer-alpin-Klettersteig
Der auch für ambitionierte Einsteiger machbare Laserer alpin lockt mit kurzem, ebenem Zustieg und einem Bilderbuchblick über das petrolfarbene Wasser des Vorderen Gosausees zum schneebedeckten Dachstein.

© Sophia Angerer
Kleines Juwel im Salzkammergut
Schon nach wenigen Schritten liegt das erste Highlight dieser Tour in seiner ganzen Pracht vor uns: der Vordere Gosausee mit seinem dunkelgrün- petrolfarbenen Wasser und dem vom Gosaukamm eingerahmten Blick auf den schneebedeckten Dachstein, der sich im See widerspiegelt. Wer hier steht, dem erschließt sich unschwer, wieso Alexander von Humboldt den See überwältigt als „Auge Gottes“ bezeichnet hat.
Der Einstieg zum Klettersteig befindet sich am östlichen Ufer des Sees und ist über den eben verlaufenden Rundwanderweg zu erreichen. Sobald man sich also von der beeindruckenden Kulisse fürs Erste losgerissen hat, erreicht man linker Hand in knapp 15 Minuten den Einstieg des Klettersteigs. Hier geht es – etwas überraschend für einen Klettersteig – erst einmal: nach unten!
Gleich die ersten Meter haben es durchaus in sich. Wer es aufgrund der schönen Aussicht nicht vorher schon vermutet hat, erkennt spätestens hier: Dieser Klettersteig ist ganz schön populär, so sehr nämlich, dass der Fels an einigen Stellen von vielen, vielen Schuhen schon ziemlich glatt poliert ist. Doch nach den ersten Herausforderungen dieser C-Stelle geht es parallel zum See unterhalb des Gehwegs nur wenige Meter über dem Wasser gut weiter – immer wieder belohnt mit Blicken ins tiefgründige Wasser oder zum Dachstein, der so gut wie die gesamte Kletterstrecke im Blick bleibt.
Buchtipp

„Drahtseiltanz am Fels – Die 50 schönsten Klettersteige Österreichs“ BERGWELTEN Verlag
ISBN-13 9783711200389
288 Seiten / 210 mm x 260 mm, € 30
Lesen Sie die ganze Geschichte in der Sommerausgabe von "Unser Salzkammergut"...