Unser Salzkammergut
Der Schwegelbauer aus Scharnstein
Die Schwegel, im Salzkammergut auch liebevoll „Pfeifen“ genannt, ist eine kleine Querflöte aus Holz. An dieses besondere Instrument hat Dietmar Derschmidt aus Scharnstein sein Herz verloren. Jahrzehntelang hat er Schwegeln hergestellt und dabei immer auf guten Klang geachtet.

An die Schwegelflöte hat der Instrumentenbauer Dietmar Derschmidt sein Herz verloren. (c) Thom Trauner
Die Schwegel ist eine für das Salzkammergut typische kleine Querflöte aus Holz. Ursprünglich aus der Militärmusik stammend, wird sie heute auf Schützenfesten und am 15. August, am Schwegelpfeifertag, auf der Alm gespielt. Dietmar Derschmidt war lange Zeit einer der Letzten, der die Schwegelpfeifen in Österreich hergestellt hat. Wir haben ihn in Scharnstein besucht und uns zeigen lassen, wie er eine Schwegelflöte herstellt. Dabei hat er uns erzählt, was ihn so an dieser besonderen Flöte fasziniert und wie er zum Instrumentenbau gekommen ist.

Konzentriert bei der Sache.
Der Schwegelbauer aus Scharnstein hat sich das komplizierte Handwerk des Flötenbaus selbst beigebracht. (c) Thom Trauner
Herr Derschmidt, was können Sie uns über die Schwegelpfeife erzählen?
Dietmar Derschmidt: Die Schwegel ist eine einfache Querflöte, die es in verschiedenen Stimmungen gibt. Traditionell wird sie im Salzkammergut gespielt, aber auch in anderen alpenländischen Gegenden ist die Schwegel verbreitet. Ursprünglich kommt diese Flöte aus der Militärmusik. Die Landsknechtmusik bestand aus zwei Pfeifen und einer Trommel. Früher gab es den bekannten Schwegelbauer „Hauser Schmidl“ aus Kärnten, der ganz Österreich mit seinen Schwegeln versorgt hat. Schmidl hat die Tradition von den Salzkammergut Pfeifenmachern übernommen.
Wie sieht eine Schwegel aus?
Wie eine Querflöte mit sechs Grifflöchern und einem Anblaseloch. Sie ist entweder ganz schlicht zylindrisch oder mit Verzierungen an den Enden.
Wie klingen die Schwegeln?
Die Schwegel hat einen scharfen Flötenton. Deshalb ist sie für das Spielen im Freien sehr gut geeignet. Sie wird traditionell auf Schützenfesten im Freien gespielt. Zwei Schwegelflöten und eine Trommel – so war das früher und auch heute noch.
Aus welchem Holz werden Schwegelpfeifen gefertigt?
Ich verwende hauptsächlich Zwetschkenholz. Man kann aber auch andere Harthölzer verwenden. Am besten eignet sich Buchs. Schon die Flöten in der Barockzeit wurden aus Buchs hergestellt. Buchsholz hat den Vorteil, dass es sehr feinfaserig ist und sich sehr gut glätten lässt. Schwegelpfeifen müssen innen sehr glatt sein, um gut zu klingen. Ich poliere die Flöte innen mit Öl, um sie glatt zu bekommen. Im Salzkammergut gibt es auch die Tradition, vor dem Spielen ein bisschen Bier in die Flöte zu gießen, um sie zu befeuchten und damit zu glätten (lacht). Schwegelpfeifen aus Ahorn werden durch das ständige Befeuchten und Auftrocknen rau und wenn man dann vor dem Spielen ein Bier reingießt, wird das Holz wieder glatter und spricht besser an (schmunzelt).

Mindestens drei Jahre muss das Holz getrocknet werden, bevor es weiterverarbeitet werden kann. (c) Thom Trauner
Aus welcher Zeit stammt die Schwegel?
Genau weiß ich es nicht. Es gibt ganz alte Gemälde, auf denen man schon die Schwegelpfeifer mit einem Trommler sehen kann. Also es geht mindestens bis in die Landsknechtmusikzeit zurück.
Was fasziniert Sie an genau dieser Art von Flöte?
Es ist ein ganz einfaches Instrument, auf dem man gute Musik machen kann. Einfach zum Herstellen im Vergleich zu anderen Flöten, aber zum Spielen ist sie genauso anspruchsvoll wie eine moderne Querflöte. Es gibt verschiedene Größen. Die üblichste Größe ist die A-Schwegel, mit Grundton A, wenn alle sechs Grifflöcher geschlossen sind. Im Salzkammergut ist die H-Schwegel beliebt. Im Zusammenspiel mit zwei oder drei Instrumenten nimmt man immer Flöten gleicher Größe (= Stimmung).

Learning by doing.
Das ist schon immer die Devise von Dietmar Derschmidt. (c) Thom Trauner
Wie sind Sie auf die Schwegel gekommen?
Mein Vater H. Derschmidt hat schon 1936 in Viechtwang mit seinen Schülern eine Pfeiferlgruppe gegründet. Mir sind die Schwegeln also schon von der Kindheit her bekannt. Damals gab es nur Hauser-Schmidl-Flöten, die dann auch für mich zum Vorbild wurden.
Wann haben Sie mit dem Flötenbau begonnen und wie haben Sie Instrumentenbau gelernt?
Ich habe im Handarbeitsunterricht mit meinen Schülern angefangen, Flöten aus Kunststoff-Wasserleitungsrohren zu bauen. Da ich in Hallstatt in der Holzfachschule den Umgang mit Holz gelernt habe, war der Weg, Schwegeln aus Holz herzustellen, nicht weit. In meiner Zeit in Hallstatt – das war in den Jahren von 1951 bis 1954 – gab es noch keinen Instrumentenbau. Learning by doing war angesagt.

(c) Thom Trauner

(c) Thom Trauner
Lesen Sie die ganze Geschichte in der Winterausgabe von "Unser Salzkammergut"...
Text: Linnéa Harringer